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Im Kontext der Anfang der 1990er Jahre einsetzenden Transformationsforschung wurde auch die Lebensverlaufsforschung in Deutschland zu einem festen Bestandteil im Methodenrepertoire der Sozialwissenschaften. Mit der Möglichkeit, die Rekonstruktion der DDR über die Lebensverläufe ihrer Bürger mit den entsprechenden Rekonstruktionen in Westdeutschland zu vergleichen, ging dieser methodische Ansatz von der Überlegung aus, dass das in den DDR-Lebensverläufen inkorporierte Erbe der DDR eine wesentliche Rolle für das Verständnis des ostdeutschen Transformationsprozesses spielen würde. Vor diesem Hintergrund untersucht der vorliegende Beitrag die Bedeutung des Lebensverlaufsansatz für die Transformationsforschung. Anknüpfend an zwei Projektphasen der Lebensverlaufsstudie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung wird zunächst die Rekonstruktion der untergegangenen DDR und anschließend die Abbildung des Transformationsprozesses behandelt. Insgesamt nimmt sich der Ertrag der Lebensverlaufsforschung zur Analyse der Strukturumbrüche eher bescheiden aus. (ICA)

In seinem Beitrag entwickelt der Verfasser anhand der Prägung von Lebensläufen durch gesellschaftliche Institutionen einen theoretischen Rahmen für die Bestimmung von Kontinuitäten und Brüchen von Erwerbsverläufen im ostdeutschen Transformationsprozeß. In einem ersten Schritt betrachtet der Autor individuelle Lebensläufe, um allgemeine Schlußfolgerungen für die Ausgestaltung und die Wirkungsweise gesellschaftlicher Brüche zu gewinnen. Diese allgemeinen Annahmen werden im folgenden für den besonderen Fall der ostdeutschen Transformation spezifiziert und zwar in Hinblick auf die DDR in Kontrast zur westdeutschen Marktgesellschaft und hinsichtlich der Mechanismen des ostdeutschen Transformationsprozesses. Anhand der Analyse von Längsschnittdaten über Berufsverläufe zeigt der Autor auf, daß es sich beim Wandel des Erwerbssytems um vielschichtige Prozesse handelt, die in verschiedenen Teilarbeitsmärkten zu je unterschiedlichen Risiken und Chancen führten. Insgesamt jedoch, so der Verfasser, überwiegt der Eindruck "eines überraschend hohen Maßes an Stabilität des beruflichen Status und des ausgeübten Berufes selbst". (ICC2)

Gegenstand der Untersuchung ist die Bedeutung informeller Netzwerke für die private Lebensführung in der DDR. Ausgehend von differenzierungstheoretischen Überlegungen zu informellen Beziehungen wird überprüft, welche Formen sozialer Unterstützung mit welchen Segmenten sozialer Netzwerke verknüpft sind. Auf der Basis unterstützungstheoretischer und familiensoziologischer Überlegungen zum Verhältnis von Familie und gesellschaftlicher Entwicklung werden zwei Thesen diskutiert: die These einer hierarchischen Arbeitsteilung innerhalb des Gesamtnetzwerks und die These eines Doppelcharakters der informellen Beziehungen. Hierzu werden Daten aus der Untersuchung "Lebensverläufe und historischer Wandel in der ehemaligen DDR" des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung herangezogen. Ein wesentliches Ergebnis der auf der Basis retrospektiver Angaben zur Nutzung familiärer, freundschaftlicher und kollegialer Beziehungen untersuchten Multiplexität der Netzwerksegmente ist, das auch in der Gesellschaft der DDR die aus westlichen Gesellschaften bekannte Funktionsdifferenzierung zwischen familiären und kollegialen Beziehungen gegeben war. (ICE2)

"Vorstellungen über das Sozialleben im Alter sind von dem überwiegend in düsteren Farben gemalten Szenario der 'Singularisierung' beherrscht. Andererseits setzt sich in der Altersforschung zunehmend eine die außerordentliche Differenziertheit der Lebensumstände älterer Menschen betonende Forschungsperspektive durch. Diese bestätigt sich auch in den hier vorgenommenen empirischen Untersuchungen zu Sozialkontakten und Unterstützungsbeziehungen, die eine große diesbezügliche Heterogenität in der heutigen Altenpopulation ausweisen. Über die aktuelle Haushaltssituation hinaus erwiesen sich, neben der Hochaltrigkeit, insbesondere familiale Entscheidungen und Ereignisse im vorherigen Lebensverlauf als entscheidend dafür, wie man im Alter als Ehepaar, Witwe(r) oder Geschiedener sozial integriert ist. In den Beziehungen zu Kindern zeigen sich zudem deutliche geschlechtsspezifische Prägungen des Lebensverlaufs, die im Rahmen einer lebenslangen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern zu weit engeren Eltern-Kind-Beziehungen der Mütter im Vergleich zu denen der Väter geführt haben. Das Fehlen eines Lebenspartners und das Fehlen von Kindern stellen Lücken im Netzwerk da, die von den meisten heutigen älteren Menschen kaum über andere Beziehungen kompensiert werden können. Sie bilden die hauptsächlichen Grenzsteine für eine Polarisierung der Hilfebeziehungen im Alter in einen größeren Teil von relativ gut Integrierten und einen kleineren Teil von Personen mit nur sehr löchrigen Hilfenetzen. Eine Aufweichung der sehr auf diese beiden Beziehungsformen konzentrierten Unterstützungsorientierungen läßt sich jedoch bei den hochgebildeten älteren Menschen beobachten." (Autorenreferat)

Es wird der Frage nachgegangen, ob die Zunahme kleiner und nichtfamilialer Haushalte auch eine Zunahme der sozialen Isolation bedeutet. Dazu werden die Konsequenzen spezifischer einzelner "neuer" Lebensformen auf der Ebene wechselseitiger sozialer Unterstützung untersucht und mit der "Leistungsfähigkeit" traditionaler Lebensformen verglichen. Die Analyse basiert auf insgesamt fünf repräsentativen Bevölkerungsumfragen in der Zeit von 1978 bis 1988. Verglichen werden nichteheliche mit ehelichen Lebensgemeinschaften und familiale Haushalte mit nichtfamilialen Haushalten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei zusätzlich auf strukturell gleichen Haushalten, die jedoch ganz unterschiedliche Lebensformen darstellen. Insgesamt präsentieren die empirischen Analysen ein vielschichtigeres Bild als ein summarischer Begriff wie Individualisierung oder Gemeinschaftsverlust nahelegen würde. Die Pluralität von realisierten Möglichkeiten der Gemeinschaftsbildung nimmt offensichtlich zu. Ein Trend liegt in Richtung einer zunehmenden Bedeutung haushaltsübergreifender Unterstützungspotentiale, und zwar vor allem zwischen Nichtverwandten. Bei älteren ledigen Personen, Verwitweten und kinderlos bleibenden Ehepaaren wird eine größere Vereinzelungsgefahr festgestellt. (GF)